Currywurst
Currywurst
Currywurst
Eine Wurst mit Kultstatus
Sie
ist alles andere als eine normale Wurst. Nein, Currywurst ist Kult. Sie
spielt in zig Krimis eine kulinarische Hauptrolle, ist im Titel eines
Romans von Uwe Timm verewigt und Rockmusiker Herbert Grönemeyer erwies
ihr mit dem Song "Currywurst" seine Reverenz.
Wer sich im Imbiss eine Wurst mit Curry bestellt, befindet sich also in bester Gesellschaft.
Dass sie lecker ist, daran besteht kein Zweifel.
Wer sie allerdings erfunden hat, darüber gibt es seit Jahr und Tag heftige Diskussionen. Um die Urheberschaft konkurrieren Hamburg, Berlin, Wolfsburg, Köln und der Ruhrpott.
Berlin hatte die Nase vorn
Zumindest eine Nasenspitze voraus ist Berlin. Es war 1949 im Nachkriegsberlin, als Herta Heuwer, Wurstbudenbesitzerin in Charlottenburg, in ihrem Kiosk festsaß, weil es in Strömen goss und kein Schirm greifbar war. Aus der Not machte sie eine Tugend, bzw. ein neues Rezept für eine Soße. Der Senf war ausgegangen, sie hatte nur noch Tomatenmark und Curry. Inspiriert wurde sie vermutlich von den Amerikanern, die Ketchup in rauen Mengen verzehrten. Also mischte sie Tomatenmark mit Curry und anderen Gewürzen. Fertig. Die neue Kreation gab sie über eine kross gebratene, halbierte Brühwurst und schüttelte noch etwas Currypuder drüber. Dazu servierte sie eine Schrippe und schob das Ganze über den Tresen. Wie begeistert die ersten Testesser waren, kann man nur vermuten. Fakt ist: Die Currywurst war geboren und trat von diesem bescheidenen Berliner Imbiss aus einen Siegeszug durch die gesamte Republik an.
Die Soße blieb ein Geheimnis
Herta
Heuwer muss irgendwann klar gewesen sein, dass aus ihrem Experiment
etwas ganz besonderes hervorgegangen ist. Denn 1959 ließ sie in München
unter der Nummer 721319 eine Marke schützen mit dem Namen "Chillup",
zusammengesetzt aus Chili und Ketchup. Dieser Vorgang lässt sich
belegen. Es handelt sich aber nicht, wie häufig fälschlicherweise
kolportiert wird, um ein Patent, sondern um einen Markenschutz. Und zwar
für die Soße, nicht für das ganze Gericht. Die Rezeptur für ihre
Soßenerfindung blieb aber für immer ihr Geheimnis.
Das wiederum führt
dazu, dass es keine Richtlinien gibt, das hat nicht mal Brüssel
geschafft, die besagen, was genau ein Currywurst-Gericht mit Soße
beinhalten muss. Eine weise Entscheidung. Denn die Vielfalt hinter den
Imbisstresen ist dadurch schier endlos und führt zu so vielen
fantasiereichen Varianten, von denen andere Würste nur träumen können.
Adelig oder bürgerlich?
Kurz
nachdem die neue Erfindung in Berlin-Charlottenburg zum ersten Mal auf
dem Teller serviert wurde - damals noch Porzellan - tauchte auch in
Ost-Berlin im Prenzlauer Berg eine Wurst auf. Max Konnopke, Inhaber von
"Konnopke's Imbiss", soll ebenfalls eine eigene Soße entwickelt haben.
Das konnte zwar nicht belegt werden, aber dass Berlin die Hauptstadt des
Currywurst-Rezeptes ist, lässt sich nur noch schwer leugnen.
Allerdings
sehen sich auch die Hamburger als Erfinder. Schuld daran trägt der
Romanautor Uwe Timm. In seinem Buch "Entdeckung der Currywurst" ist es
die Romanfigur Lena Brückner, die uns die legendäre Wurst geschenkt
haben will. Und aus seinen Kindheitserinnerungen glaubt der
Schriftsteller bereits 1947 eine solche gegessen zu haben. Also zwei
Jahre vor Herta Heuwers Erfindung. Dafür gibt es allerdings keine
Beweise.
Eine buchstäblich fürstliche Herkunft brachte 2018 Alexander
Fürst zu Schaumburg-Lippe ins Spiel. Auf Schloss Bückeburg war in den
Jahren nach dem Krieg ein Koch mit dem Namen Ludwig Dinslage angestellt.
Als britische Offiziere der Rheinarmee 1946 zu Besuch auf dem Schloss
waren, stellte der Koch mangels anderer Zutaten, eine Soße aus Ketchup,
Aprikosenmarmelade und Curry her. Den Briten habe es gemundet. Ob diese
Geschichte wirklich stimmt, lässt sich nicht mehr überprüfen.
Kreative Namen aus dem Ruhrpott
Unbestritten ist sicherlich, dass es sich um eine Nachkriegserfindung handelt. Ob nun Berlin oder Hamburg die Hauptstadt der Kultwurst war, spielt ohnehin eine untergeordnete Rolle. Das Wichtigste ist doch, dass sie schmeckt. Und da haben sich die Ruhrpottler etwas zur Verfeinerung einfallen lassen. Sie nehmen eine normale Bratwurst, etwas kräftiger im Geschmack und dazu gibt es eine Soße mit Curry. Und noch etwas ist anders. Niemand hat so liebevolle Namen für den Imbiss wie die Ruhrpottler. Ihre Kreativität zeigt sich in Bezeichnungen wie Gelsenkirchener Schlemmer- und Bottroper Schlachtplatte. Oder die Mantaplatte, eine Kombination aus Currywurst mit Pommes, Ketchup und Mayonnaise, gerne auch Schimanskiteller genannt. Der legendäre Tatort-Kommissar hat leckeres Essen schon immer geschätzt. Neben Asi-Teller und Bratwurst-Carpaccio, wird auch gerne der Begriff Kanzlerteller benutzt. Immerhin war es Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, der sich als bekennender Liebhaber dieser Bratwurst outete. Mit einem Taxiteller bekommt man eine äußerst temperamentvolle Kombination aus Currywurst, Mayonnaise, Gyros und Tsatsiki.
Vom Klassiker zur Edelwurst
Gibt es die eine, die beste aller Würste? Kaum. Es gibt den Klassiker à la Herta Heuwer, der für viele ohnehin der einzig Wahre ist. Alles andere ist, wie immer, eine Frage des Geschmacks. So wird im Osten Deutschlands meist die nackte Wurst verwendet, also ohne Darm, im Westen bevorzugt man die mit Darm. Berliner nehmen ausschließlich Brühwürste, über die rote Tomatensoße mit der indischen Gewürzmischung gegossen wird. Für die Rheinländer ein Frevel, die ausnahmslos Bratwürste auftischen, über die eine bereits fertig gemischte dunkle Soße kommt. Auch die Soßen unterscheiden sich. Die Berliner Version schmeckt meist süßer und fruchtiger, während sie in anderen Teilen der Republik immer schärfer wird. Manche liefern sich regelrechte Duelle, wer die schärfste Soße über die Wurst gießt. Angeblich geht die schärfste Wurst der Welt im Herner Stadtteil Wanne-Eickel über den Tresen. Und dann ist da noch die Frage des Schneidens. Manche werden von Hand zerkleinert, andere mit der Schneidemaschine. Die einen werden halbiert, die anderen am Stück serviert.
Obwohl es sich bei dieser Bratwurst eigentlich um ein sehr leckeres, volksnahes Gericht ist, gibt es auch Luxusversionen, bei denen die Wurst mit 22 Karat Blattgold oder Trüffeln bestreut wird, dazu wird es stilecht natürlich Champagner serviert. Ein Wurstimbiss wurde sogar vom Gault Millau auszeichnet, einem einflussreichen Restaurantführer. Eine gute Küche kommt zwar ohne die Wurst nicht aus. Aber Herta Heuwer würde über diese Variante vermutlich eher den Kopf schütteln und einen echten Berliner Kommentar dazu abgeben.
Ein Festival im Westerwald
Tatsache
ist auch, dass eigentlich jede Region ihre eigene Currywurstzubereitung
hat. Man muss also schon durch die gesamte Republik reisen für ein
umfassendes Geschmacksbild. Oder man fährt zu einem dreitägigen
Currywurst-Festival. Ja, so etwas gibt es auch. Und zwar in Neuwied, am
Fuße des Westerwalds. 2007 wurde diese originelle Veranstaltung ins
Leben gerufen, das am letzten Januarwochenende stattfindet. Hier treffen
sich Currywurstanbieter aus ganz Deutschland und liefern sich einen
kulinarischen Wettstreit. Und man sieht an den Angeboten, dass die
Rezepte immer ausgefallener werden. Asiatisch mit Erdnusssoße, vegan mit
Tofu und Banane, als Döner-Variation, im Baguette oder mit Sauerkraut.
Und natürlich die unübertroffene, klassische Art.
Und jetzt?
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Curry - Info über das beliebte Gewürz
Curry
ist ein sehr beliebtes exotisches Gewürz aus der ostasiatischen Küche
und natürlich auch die wichtigste Zutat zur berühmten Currywurst mit
Pommes. Aber was ist Curry eigentlich, wo wächst es und wie wird es
hergestellt?
Zuerst einmal ist es gar kein Gewürz, sondern eine Mischung
verschiedener Gewürze und außerdem auch der Name einer bestimmten Art
von asiatischen Gerichten. Erfunden haben die Currys die Inder, oder
genauer gesagt, die Volksgruppe der Tamilen. Sie stellten schon seit
ewigen Zeiten aus Gewürzen wie zum Beispiel Pfeffer, Chili, Kurkuma,
Koriander, Kreuzkümmel, Schwarzkümmel, Kardamom, Fenchelsaat, Zimt,
Nelken, Muskat, Ingwer und Senfkörnern eine Art Paste her. Mit dieser
Paste kochten sie zusammen mit Yoghurt, mit Zwiebeln und Knoblauch, mit
Auberginen, mit Spinat oder mit Linsen, mit Erbsen, Kartoffeln, Fleisch,
Fisch oder Meeresfrüchten eine leckere und abwechslungsreiche cremige
Beilage zu Reis oder zu Fladenbrot. Das Gericht hatte auf Tamil den
Namen cari. Die britischen Kolonialisten, die im 18. Jahrhundert
scharenweise nach Indien kamen, liebten das cari sehr und ließen es ihre
indischen Köche immer wieder zubereiten. Sie machten daraus den Begriff
Curry. Es gibt die leckeren Curry-Gerichte aber nicht nur in Indien
sondern leicht abgewandelt auch in Thailand, in Vietnam, in Malaysia, in
Sri Lanka, in Pakistan und Afghanistan und sogar auch in Japan.
Das Currygewürz, Currypulver oder der Curry-Powder, der in europäischen
Läden verkauft wird, stammt allerdings so nicht aus Indien. Es wurde im
19. Jahrhundert von den Engländern ganz speziell für den etwas
empfindlicheren Gaumen der Europäer abgewandelt und neu kreiert, denen
asiatische Currys oft zu scharf waren. Allerdings enthält das Pulver
aber viele Bestandteile der indischen Gewürzmischungen, die in Indien
Masala genannt werden. Ein asiatischer Koch oder eine asiatische
Hausfrau würden Currypulver aber nicht zur Curryherstellung benutzen.
Sie verwenden dafür Currypasten, die sie aus frischen Gewürzen im Mörser
selbst herstellen. Ihren Geschmack und Duft können die Pulver nicht
erreichen. Der Vorteil des fertigen Curry-Pulvers aber besteht eindeutig
darin, dass es 6 Monate und länger verwendet werden kann, wenn es
richtig, also kühl und dunkel im verschlossenen Behältnis, gelagert
wird.
Es gibt unzählige Varianten des Currypulvers und ganz verschiedene
Geschmacksrichtungen wie mild süßlich, säuerlich, fruchtig scharf oder
pikant. Die meisten fertigen Currypulver-Mischungen enthalten 10, 20
oder noch mehr Gewürze, die ihren Geschmack prägen. Am wichtigsten ist
dabei Kurkuma. Das gibt dem Currypulver neben seinem speziellen
Geschmack die sattgelbe Farbe. Außerdem enthalten die Pulver sehr oft
zum Beispiel Salz, Paprikapulver, Chilipulver, Knoblauchpulver,
Cayennepfeffer, schwarzen Pfeffer, Ingwerpulver, Muskatnuss,
Muskatblüte, Piment, Gewürznelken, Bockshornklee, grünen Kardamom,
schwarzen Kardamom, Macis, Zimt und Senfsaat.
Was alles an Zutaten in die so beliebte Currysoße für die
Spezial-Currywurst gehört, ist oftmals das gut gehütete Geheimnis der
Hersteller. Auch für die Currysoße gibt es tausende Rezepte, die sich,
zumindest in Kleinigkeiten, unterscheiden. Und die Kunden schwören auf
diese oder jene ganz spezielle Soße, ohne die die Currywurst einfach
nicht so schmeckt, wie sie sein muss. Auf jeden Fall aber gehört oben
auf gestreutes Curry-Pulver unbedingt dazu.